Homeward Bound, III.und letzter Teil: über europäische Häfen 21.07.-12.09.2015
Geschrieben von Michael Schau am22.07.2015: Am 21.07.2015 warfen wir um 12.15 Uhr die Leinen los und segelten mit ablaufender Tide aus der Bucht von Brest. Um 15.00 Uhr drehte die Tide und mit dem auflaufenden Wasser drehten wir in den Englischen Kanal ein. Während der ganzen Reise kam der Wind aus SW mit einer Stärke von nie mehr als 2 Bft. Trotzdem machten wir mit dem Strom über längere Zeit 6 kn Fahrt. In der Nacht, vor der Insel Ile de Batz war dann der Spaß vorbei, der Strom kam jetzt gegenan und unsere Fahrt ging gegen 0. Als dann die Tide wieder drehte, ging es, immer noch mit Wind SW 2 Bft flott weiter und um 10.00 Uhr am 22.07 2015 starteten wir den Motor und waren um 10.20 Uhr in der Marina in Trebeurden fest. Dieses ist ein typischer Hafen der Bretagne. Die Einfahrt und Zufahrt des Hafens fällt bei Ebbe total trocken durch ein Süll, welches man nur bei einem gewissen Wasserstand passieren kann, bleibt im Hafen genügend Wasser, damit die dort liegenden Schiffe immer schwimmen. Unsere Position: 48°46,2'N 3°35,1'W Gestern Abend lief eine ganze Flotte holländischer Boote ein. Ich hatte eine nette Unterhaltung mit einem der Skipper. Er erzählte mir, sie wollten alle zur Belle Ile in der Biskaya und dann an der englischen Südküste zurück nach Holland - eine schöne Sommerreise. Sie haben aber von Holland schon 5 Wochen hierher gebraucht, da das Wetter durchgehend schlecht war. 24.07.2015 Eingeweht - Seit gestern ziehen 2 Tiefdruckgebiete über uns hinweg. Regen, starker Wind, der Sturm kommt noch - wir müssen warten, was nicht schwer ist, da wir hier im Hafen sicher liegen. Seit gestern bullert unser Reflex-Ofen und im Boot ist es mollig warm. Hier ein Auszug aus dem heutigen Wetterbericht: Low just W of Fitzroy (das ist das Wettergebiet westl. des Englischen Kanals) 1008 expected southern Plymouth 1002 by Midday tomorrow. Portland, Plymouth (das ist unser Wettergebiet) variable 4 becomming cyclonic mainly NE 5 to 7, Gale 8 in Plymouth. Da gehen wir doch besser zum Bäcker und holen uns ein leckeres Stück Kuchen. 31.07.2015 Nachdem wir fast eine Woche in Trebeurden gelegen hatten und ein Sturmtief nach dem anderen über uns hinweg gezogen war, legten wir endlich am 28.07.2015 um 07.00 Uhr ab. Bei noch sehr starkem Wind ging es flott Richtung Guernsey, wo wir abends genau bei Stauwasser ankamen und um 21.20 Uhr vor St. Peter Port ankerten und anschließend sofort in die Kojen fielen. Am nächsten Morgen, den 29.07. ging es mit der Tide um 07.00 Uhr Anker auf Richtung Alderney/Cherbourg. Um 12.00 Uhr war der Spaß vorbei, das Boot machte trotz des starken achterlichen Windes keine Fahrt mehr voraus; im Gegenteil, wir machten in der hohen, achterlichen, steilen, sich laufend brechenden See Fahrt über den Achtersteven, denn wir hatten jetzt den vollen Tidenstrom gegenan. Drei lange Stunden mussten wir ausharren. Endlich um 15.00 Uhr ging es langsam voran und es dauerte nicht lange und mit 8 kn Fahrt näherten wir uns rasch Cherbourg, wo wir um 20.45 Uhr an einem Ponton sehr erschöpft festmachten. Am nächsten Morgen, den 30.07.2015, warfen wir um 06.05 Uhr die Leinen los und seglten, die ersten 40 Min. noch unter Motor Richtung St. Vaast in der Normandie, wo unsere französischen Freunde von der Alioth ( mit Ihnen waren wir in Patagonien mehrmals zusammen) schon seit Tage auf uns warteten. Aber diese kleine Reise hatte es in sich! Da wir es durch segeln nicht schafften vor Schließung der Schleuse rechtzeitig anzukommen, starteten wir den Motor. Schnell stellte sich heraus, dass der defekte Niro-Auspuff ein sehr großes Loch hatte und sehr viel Wasser in die Bilge strömte. Ich konnte auch nichts reparieren, da wir uns zu dicht unter Land befanden. Aber wir haben eine Whale Gusher Handpumpe mit der ich locker die Bilge trocken halten konnte. Nach eine halben Stunde riss jedoch der Gummibalg und die Pumpe war nutzlos. Unsere elekrische Bilgepumpe lief auch, aber es stellte sich heraus, dass die Durchflußlöcher in den Spanten viel zu klein sind. Also startete ich unsere elektrische Impeller-Lenzpumpe, welche ich vor einem Jahr überholt hatte. Sie startet sofort, förderte aber kein Wasser. Jetzt erinnerte ich mich an den alten Spruch "die beste Lenzpumpe ist ein Mann mit einem Eimer" und tatsächlich gelang es, mir den Wasserstand im Maschinenraum konstant zu halten, zwischendurch nahm ich noch die Segel weg und machte die Leinen und Fender klar - das war echter Sport!!!! um 11.45 Uhr am 30.07. waren wir endlich in St. Vaast fest, wo unser Freund Dominique uns schon erwartete. Seit einiger Zeit haben wir ein ganz wenig Wasser in der Bilge im Maschinenraum, ich konnte aber das Leck nicht finden. Da die Bilge auf Grund des gestrigen Abenteuers ölig ist, sah ich heute Morgen ein feines Rinnsal aus einer Schweißnaht entweichen. Das Boot kam sofort an Land und jetzt werden folgende Reparaturen ausgeführt. Auspuff Instand setzten, Tank reinigen, neue Separ-Doppelfilteranlage einbauen, Schweißnaht-Lecksuche und schweißen. Wir liegen hier in dem schönen Städtchen St. Vaast und fühlen uns hier sehr wohl, in der Austernbar der Fischereigenossenschaft nur ein paar Meter vom Boot entfernt, ließ ich mich gestern gleich nieder. Die große Fischereiflotte bringt laufend frischen Fisch und wir haben viel Spaß mit der Crew von der Alioth, wir sollen auch unbedingt im Haus von Dominique schlafen, was wir auch machen werden. Unsere Position: 49°35,3'N 1°15,9'W. 06.08.2015 Seitdem wir an Land stehen, wohnen wir bei unseren Freunden Dominique und Arielle. Das schloßähnliche Anwesen nimmt uns ganz gefangen. Die Haupthalle hat ungefähr den Grundriss unseres Hauses und wieviel Zimmer es gibt, wissen wir nicht. In dem wunderschönen Park gibt es neben Obstbäumen herrliche, hohe Palmen sowie einen großen Wallnußbaum. Vor einigen Tagen waren wir bei Christiane und Luc in Barfleur eingeladen ( alle vier zusammen bilden die Crew der SY ALIOTH). Schon wieder standen wir vor einem schloßähnlichen Anwesen, früher war das Gebäude ein Teil eines Klosters. Gestern zeigte Luc mir den Weinkeller - ich war platt. Der Landstrich von Cherbourg nach Süden trägt den Namen Cotentin. Vorgestern haben wir mit den Mitgliedern des Segelvereins und einem Historiker eine Exkursion durch Contentin gemacht. Das Thema war der 100 jährige Krieg zwischen Frankreich und England. Die nette Englischlehrerin Francoise hat für uns die Vorträge des Historikers übersetzt. Schon morgens wurde uns gesagt, dass wir abends im "Hause" eines Segelkameraden ein Picknick einnehmen werden. Als wir dann abends in eine lange schnurgerade private Allee einbogen, ahnte ich schon wo wir landen und richtig, plötzlich fuhren wir über eine Brücke durch einen Torbogen und befanden uns in einem riesigen Schlosshof, der ungefähr die Abmessungen eines Fußballfeldes hat. Jeder hatte etwas zu Essen mitgebracht und der riesige Tisch in der Küche füllte sich schnell mit den herrlichsten Lebensmitteln. Das Schloß, wie es sich gehört, ist von einen Wassergraben umgeben und hat derartige Dimensionen, dass Die Familie nur einen Flügel bewohnt. Wir wurden gleich eingeladen, die Privatgemächer anzusehen. Alles aber auch wirklich alles ist viele hundert Jahre alt, sogar uraltes Blechspielzeug stand in den Regalen. In einem der Keller befindet sich eine achteckige Zisterne voll Wasser, welches über eine Leitung vom Berg in die Zisterne geleitet wird. Es dauerte nicht lange und die Party war in vollem Gange, stundenlang wurde gegessen und fröhlich getrunken. Als Dank hielt ich eine kleine Ansprache und zum Schluß riefen alle: Vivat l´Europe!!!!
Unsere Reparaturen gehen leider nur in Zeitlupe voran. Gestern wurde endlich das Dieselöl abgepumt und die 3 Mannlöcher geöffnet. Die Deckel werden gerade neu angefertigt, da auch hier der Voreigner nicht fachgerecht gearbeitet hat. Unser neuer Auspuff ist auch in Arbeit, aber noch nicht fertig. Die Filteranlage ist eingebaut aber die Brennstoffleitung fehlt noch. 12.08.2015 Gestern, nachdem wir nun schon über eine Woche an Land standen, wurden innerhalb von 3 Stunden alle Reparaturen ausgeführt und um 15.00 Uhr war das Boot wieder im Wasser. Alles ist ok und wir können die Reise fortsetzten, müssen nur noch auf den richtigen Wind warten. Gestern Abend haben wir die ganze Alioth Crew zum Dinner im Hotel/Restaurant LES FUCHSIAS eingeladen und dort 3 Stunden getafelt. 16.08.2015 Vor einigen Tagen befragte uns eine Journalistin nach unserer Reise. Am Dienstag erschien dann ein schöner Artikel mit großem Bild der RESOLUTE in der hiesigen Zeitung LA MANCHE LIBRE. Am Donnerstag Abend lud uns Elisabeth nochmals zum Dinner ein. U.a. gab es einen Hummer, den Luc am Morgen aus seinem Hummerkorb entnommen hatte, denn jeder Einwohner hier hat das Recht 2 Hummerkörbe auszulegen. Hummer ist hier ein ganz normales Lebensmittel und billiger als Rindfleisch. Anschließend hörten wir in der Kirche von Barfleur alle ein Klavierkonzert. In der Kirche gibt es ein großes Buntglasfenster, welches an die Befreiung von den Deutschen am 21.Juni 1944 erinnert.Am Freitag, den 14.08.2015 um 08.30 Uhr warfen wir endlich die Leinen los vorher waren Dominique, Arielle und Elisabeth gekommen um uns zu verabschieden. Bei sehr flauem achterlichen Wind setzten wir den Blister. Um 14.00 Uhr sprang der Wind auf NW um uns nahm kräftig zu, jetzt ging es flott voran. Um 02.00 Uhr in der Nacht ließ der Wind leider nach und wir schütteten das Reff aus. Am 15.08.2015 14.00 Uhr - Flaute. 20 sm vor unserem Ziel mussten wir den Motor starten um nicht die Tide vor Boulogne zu verpassen.Um 16.30 Uhr waren wir in Boulogne fest, die 130sm lange Reise war beendet. Unsere Pos. 50°43,5'N 1°35,9'E 22.08.2015 Da der Wetterbericht für die folgenden Tage Flaute angesagt hatte, fuhren wir mit dem Zug nach Antwerpen, mieteten uns in einem kleinen Hotel ein und erkundeten diese spannende Stadt, in der ja Peter Paul Rubens gelebt und gewirkt hat. Jeden Tag 2 Museen, da ist man abends fertig und kann nur noch in einer der zahlreichen Musikneipen der Livemusik zuhören. Die Stadt hat uns derart begeistert, dass wir beschlossen, nochmals dort richtig Urlaub zu machen. Am Donnerstag Abend waren wir wieder an Bord. Trotz Flaute verließen wir Boulogne schon am Freitag, den 21.08.2015 um 02.00 Uhr morgens. Bei mitlaufender Tide machte das Boot über einen lägeren Zeitraum eine Geschwindigkeit von über 9 kn, leider unter Maschine. Schon um 08.20 Uhr waren wir in Dünkirchen fest, die 44 sm abgelaufen Unsere Pos. 51°02,6'N 2°22,3'E 24.08.2015 Gestern Nachmittag am 23.08.2015 sollte der Wind für wenige Stunden aus SW wehen. Da die Vorhersage eintraf und die Tide gerade passte, verließen wir Dünkirchen um 15.30 Uhr. Bei teils kräftigem Regen erreichten wir Oostende schon um 19.40 Uhr. Wir werden wohl einige Tage hier verbringen müssen, denn die Wettervorhersage ist sehr schlecht. Unsere Pos. 51°14'N 2°55,3'E 28.08.2015 Gestern, am 27.08.2015, verließen wir um 07.00 Uhr den Hafen von Oostende. Obwohl das Wetter sehr schlecht war, SW 6/7 Bft und schwere Regenschauer, hatten wir uns zum Auslaufen entschlossen, da der Wind aus der richtigen Richtung kam. Abends um 18.00 Uhr passierten wir schon Rotterdam. Heute ist das Wetter besser, kein Regen mehr, um 12.00 Uhr war Vlieland querab. Unsere Pos. 53°18,5'N 4°53,5'E 29.08.2015 um 14.40 Uhr standen wir vor der Elbmündung. Leider war gerade Hochwasser und totale Flaute, so mussten wir den Motor starten und gegen die Tide bei zeitweise einer Fahrt von nur 3,2 kn nach Cuxhaven fahren. Um 21.20 Uhr waren wir in Cuxhaven fest. In der alten Fischerkneipe "ELBE I" feierten wir noch unsere Rückkehr nach Deutschland.In Cuxhaven wurden wir von einem Vorstandsmitglied des TO herzlich willkommen geheißen, ein Stander des TO wurde uns überreicht. Das maritime Flair Cuxhavens hat uns wieder sehr gefallen. Sehr sehenswert ist das neue Fischereimuseum "Windstärke 10", wo wir viele Stunden verbrachten. Hier wird die gesamte Geschichte der deutschen Hochseefischerei z.T. mit packenden Filmen welche die Fischdampfer in hoher See vor Island zeigen, dem Besucher nahegebracht. Sehr erstaunt waren wir, dass noch etliche Yachten mit denen wir in Cuxhaven zusammen lagen, zu dieser späten Jahreszeit auf große Fahrt gehen. Am 03.09. um 13.00 Uhr warfen wir die Leinen los und mit der Tide ging es schnell elbaufwärts. Um 16.20 Uhr warteten wir vor der alten Südschleuse auf das Einfahrtssignal. Südlich der Schleuse gab es immer mehrere Pfähle, damit die Yachten, die dort manchmal recht lange auf das Signal warten müssen, daran festmachen können, denn der Strom vor Brunsbüttel ist sehr stark. Leider wurden diese Pfähle entfernt - warum??????? Um 17.30 Uhr waren wir im Yachthafen Brunsbüttel fest. Gestern, am 04.09., haben wir 40 km im Nord-Ostsee Kanal zurückgelegt. Auch gestern begegneten uns wieder Yachten, die auf große Fahrt gehen. Eine finnische Yacht trug den Namen "FREE NOW", das fanden wir passend. Wir liegen jetzt vor der Schleuse des Giselau-Kanals und bleiben heute hier in der schönen Natur. Am 06.09.2015 um 07.45 Uhr warfen wir die Leinen los und bei kaltem, windigen Wetter ging es im Kanal weiter ostwärts. Erstaunt waren wir dann vor den Holtenauer Schleusen, die alten Schleusen waren gesperrt und wir mussten einige Zeit an einem Warteponton liegen. Um 13.50 Uhr verließen wir die Schleuse und - hurra - waren wieder in der Ostsee. Als wir in Schilksee einliefen, kamen genau zur gleichen Zeit unsere Freunde Heidi und Peter mit ihrer Yacht DÜVEL OK um die Mole - das gab ein tolles Wiedersehen. Am 07.09. verließen wir um 10.00 Uhr Schilksee (in der Ostsee ist immer morgens um 10.00 Uhr Hochwasser!) und bei herrlichem Segelwetter ging es Richtung Orth, wo wir um 18.15 Uhr festmachten. Gestern, am 09.09., segelten wir bei schönstem Wetter von Orth nach Grömitz, wo wir jetzt liegen. Aufgefallen ist uns, dass alle Yachthäfen total voll sind. Z.B. liegen wir hier in Grömitz an der Mole, Hier liegt man sehr schlecht an Pfählen, wir konnten keinen anderen freien Platz finden. Am 12.09.2015 verließen wir bei schönstem Wetter um 10.00 Uhr Neustadt und segelten Richtung Travemünde. An der Tonne 2 des Travereviers kamen uns 13 über die Toppen geflaggten Yachten unseres Segelclubs entgegen. Welch ein Empfang!!! An der Travemünder Mole hingen große Willkommensplakate und viele Menschen winkten dem Konvoi zu. Um 14.15 Uhr waren wir an der Lotsenbrücke fest. Dort wurden wir von den Lotsen und der Schiffergesellschaft mit Musik, Sekt und Blumen begrüßt. Um 15.00 Uhr legten wir ab und fuhren im Konvoi zu unserem Verein, dem YKL. Um 16.30 Uhr kamen wir dort an. Um 18.00 Uhr startete die große Party. Die gesamte Familie sowie alle Freunde und Vereinsmitglieder feierten mit uns unsere Weltumseglung bis in den frühen Morgen!
Noch etwas Statistik: Wir legten 41095 sm zurück, darunter 7069 sm unter Motor.
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